
Exkursion der Reservistenkameradschaft Karlsruhe nach Nürnberg: Politische Bildung und Kameradschaft im Einklang
Vom 2. bis 3. Mai 2025 unternahmen 18 Mitglieder der Reservistenkameradschaft (RK) Karlsruhe eine eindrucksvolle Exkursion nach Nürnberg. Ziel der zweitägigen Reise war der Besuch des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände sowie des Memoriums Nürnberger Prozesse mit dem historischen Sitzungssaal 600. Organisiert und geplant wurde die Fahrt durch unseren engagierten Schriftführer Sven Bliemel, der als gebürtiger Nürnberger den Vorteil auf seiner Seite hatte. Die Reise verband auf besondere Weise politische Bildung mit kameradschaftlichem Miteinander und hinterließ bei allen Teilnehmern einen nachhaltigen Eindruck.
Anreise und erster Programmpunkt: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Die Gruppe startete am Freitagmorgen, dem 2. Mai, in Karlsruhe und erreichte gegen Mittag die fränkische Stadt Nürnberg. Nach dem Einchecken in der zentral gelegenen Unterkunft ging es direkt weiter zum ersten Programmpunkt der Exkursion: dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.
Das Gelände rund um den Dutzendteich, mit den bis heute erhalten gebliebenen Überresten nationalsozialistischer Monumentalbauten, ist ein Ort mit bedrückender Geschichte. Im Zentrum der Führung stand die Dauerausstellung „Faszination und Gewalt“, die in der unvollendeten Kongresshalle der NSDAP untergebracht ist. Anhand von multimedialen Installationen, historischen Exponaten und zahlreichen Augenzeugenberichten wurde die Geschichte der NS-Masseninszenierungen, die hier zwischen 1933 und 1938 stattfanden, auf anschauliche und kritische Weise vermittelt.
Besonders beeindruckend war die Gegenüberstellung von NS-Propaganda und Realität: Während die Nationalsozialisten versuchten, sich mit gewaltiger Architektur und perfekt inszenierten Aufmärschen als überlegene Macht zu präsentieren, zeigte die Ausstellung die grausame Wahrheit hinter dieser Fassade – Ausgrenzung, Unterdrückung und letztlich die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts. Die Mitglieder der RK Karlsruhe zeigten sich tief bewegt von der Intensität der Eindrücke und der Wichtigkeit, sich mit dieser Zeitgeschichte kritisch auseinanderzusetzen.
Gedenkstätte und politische Bildung: Das Memorium Nürnberger Prozesse
Am zweiten Tag der Exkursion stand der Besuch des Memoriums Nürnberger Prozesse auf dem Programm. Im Justizgebäude an der Fürther Straße befindet sich seit 2010 eine eindrucksvolle Dauerausstellung über die Nürnberger Prozesse, die ab November 1945 gegen führende Repräsentanten des NS-Regimes geführt wurden. Zentrum des Interesses war dabei natürlich der weltberühmte Sitzungssaal 600, in dem die Prozesse stattfanden.
Die Führung durch das Memorium ermöglichte einen tiefen Einblick in die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen. Besonders hervorgehoben wurde der internationale Charakter der Verfahren, die erstmals das Prinzip individueller strafrechtlicher Verantwortung für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf höchster Ebene durchsetzten. Auch die spätere Entwicklung des Völkerrechts wurde thematisiert – ein Thema, das insbesondere für Reservisten von hohem Interesse ist, da es grundlegend für das moderne Verständnis militärischer und politischer Verantwortung ist.
Der historische Ort, an dem Geschichte geschrieben wurde, regte zu intensiven Gesprächen innerhalb der Gruppe an. Die Auseinandersetzung mit Fragen nach Schuld, Gerechtigkeit und Verantwortung zeigte sich als aktueller denn je – auch im Hinblick auf die Rolle der Bundeswehr und der Reserve in einer demokratischen Gesellschaft.
Kameradschaft und Austausch
Trotz des ernsten und fordernden thematischen Rahmens kam auch das gesellige Miteinander nicht zu kurz. Bereits am Freitagabend nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit für ein gemeinsames Abendessen in einem traditionsreichen Nürnberger Gasthaus. Bei fränkischen Spezialitäten und kühlem Bier wurde lebhaft diskutiert, gelacht und sich über persönliche Erfahrungen ausgetauscht. Für viele Teilnehmer war es auch eine willkommene Gelegenheit, Kontakte zu vertiefen und neue Kameraden näher kennenzulernen.
In diesen Momenten zeigte sich, wie wichtig neben der inhaltlichen Arbeit auch das pflegliche Miteinander für eine lebendige Reservistenkameradschaft ist. Die Offenheit und das gegenseitige Vertrauen innerhalb der Gruppe stärkten den Zusammenhalt und sorgten dafür, dass die Exkursion nicht nur inhaltlich, sondern auch menschlich als großer Gewinn empfunden wurde.
Fazit
Die zweitägige Bildungsreise nach Nürnberg war ein voller Erfolg. Die intensive Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, insbesondere mit der Rolle Nürnbergs als Ort nationalsozialistischer Propaganda und späterer juristischer Aufarbeitung, hat bei den Teilnehmern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Politische Bildung wurde hier auf eindrucksvolle Weise mit historischer Authentizität und persönlichem Engagement verbunden.
Ein besonderer Dank gilt nochmals dem Schriftführer Sven Bliemel, dessen umsichtiges Organisationstalent und Engagement diese Reise erst möglich machten. Die Kombination aus Wissensvermittlung, Gedenken und kameradschaftlichem Austausch hat deutlich gemacht, wie wichtig solche Exkursionen für das Selbstverständnis und die Weiterentwicklung unserer Reservistenkameradschaft sind. Die Rückmeldungen aus der Gruppe waren durchweg positiv – viele wünschen sich bereits jetzt eine Fortsetzung in naher Zukunft.