Exkursion Vogelsang IP

Bereits zum sechsten Mal verbanden Reservisten aus Karlsruhe die Teilnahme am Internationalen HĂźrtgenwaldmarsch mit einer Exkursion zum Vogelsang Internationaler Platz (IP) in der Eifel.

Politische Bildung

Trotz der körperlichen Anstrengungen am Vortag bei der 40. Auflage des Gedenkmarsches ließen es sich Mitglieder der RK Karlsruhe nicht nehmen, das Wochenende auch für eine weitere politische Bildung zu nutzen. Neben dem beim Hürtgenwaldmarsch gebotenen Bildungsprogramm rund um die Ereignisse im Hürtgenwald im Zweiten Weltkrieg und die Folgen von Krieg im Allgemeinen, hatte der Vorsitzende der RK Karlsruhe Oberleutnant d. R. Marcel Roger Meier für den Folgetag eine zweiteilige insgesamt vierstündige Sonderführung auf dem Gelände des Vogelsang Internationaler Platz bei Schleiden in der Eifel organisiert.

Rolle als Ordensburg

Vogelsang IP ist zum einen das Zentrum des Nationalparks Eifel und zugleich durch seine Geschichte als ehemalige NS-Ordensburg ein historisch belasteter Ort. Im ersten Teil der Begehung wurden die Entstehung, Nutzung und Architektur der Anlage im Dritten Reich thematisiert. Im Schwerpunkt vermittelte der Referent den damaligen Zweck des weitläufigen Komplexes. Ab 1936 als Schulungsstätte für die NSDAP Führungskader geplant, sollten hier pro Jahr bis zu 500 sogenannte „Junker“ diese Schule durchlaufen und nach Abschluss der Ausbildung als Verwaltungsbeamte für das Deutsche Reich vornehmlich in den annektierten Ostgebieten eingesetzt werden.

Täterort

Unter den drei damals bestehenden Ordensburgen war für Vogelsang die Rolle als Ausbildungsstätte für die Ideologie des Dritten Reiches vorgesehen. Neben einer intensiven sportlichen Schulung wurden die Junker auch durchgehend mit aggressiven politischen und rassistischen Thesen indoktriniert und somit zu Tätern im Vernichtungskrieg und Holocaust. Daher wird Vogelsang heute auch als „Täterort“ bezeichnet. Anhand von Beispielen zeigte der Referent, wie der Alltag dieser Junker aussah und Unterbringung und Tagesablauf jede Chance auf Individualität und Privatsphäre nahmen. So entstand die vom NS-Regime gewünschte Konformität, jeder kontrollierte hier jeden. Allein schon die Größe, die Architektur und die Gestaltung Vogelsangs ließen keinen Zweifel an der Ideologie des Dritten Reiches.

Guide mit Expertise

Der aus Belgien stammende Referent widmete sich im zweiten Teil der „belgischen Zeit“, das heißt der Nutzung der Anlage durch die belgische Armee von 1950 bis 2005 als „Camp Vogelsang“ und der umliegenden Flächen als NATO-Übungsplatz. Da er selbst achtzehn Jahre lang als S4-Offizier hier stationiert war und an der Abwicklung des Camps direkt beteiligt war, konnte er die Fakten durch zahlreiche Details und Anekdoten ergänzen und die Führung sehr kurzweilig gestalten. Nicht zuletzt das 1.300 Plätze fassende und bis heute noch genutzte Truppenkino und die „Burgschenke“ beindruckten die Teilnehmer. Hier wusste der Guide mit vielen Anekdoten zu den Örtlichkeiten ein lebendiges Bild davon zu vermitteln, wie das Leben als NATO-Soldat im Camp seinerzeit war.

Bleibender Eindruck

So blieb der Besuch allen Teilnehmern als sehr eindrücklich im Gedächtnis und zeigte, dass politische Bildung nicht langweilig sein muss. „Wir werden in den nächsten Jahren auch weiterhin nach Vogelsang IP kommen. Es gibt noch viel zu sehen und zu erfahren!“ sagte der Vorsitzende der RK Karlsruhe abschließend vor der Rückkreise nach Karlsruhe.